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Coup im Corporate Publishing: Stefan Postler will Anteil an Medienfabrik verkaufen

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Von Gregory Lipinski

Stefan Postler ist ein Mann, der genau weiß, wie das CP-Geschäft tickt. Als gelernter Tageszeitungsredakteur hat er der Gütersloher Medienfabrik in fast 20 Jahren branchenweit zu Rang und Namen verholfen. Große Kunden wie Daimler, Ernst & Young oder der niedersächsische Drogeriekonzern Rossmann zählen heute zu den Auftraggebern des Dienstleisters, der an den Standorten Gütersloh, Bonn, Berlin, Leverkusen und München rund 470 Mitarbeiter beschäftigt.

Jetzt will der Manager mit einem leicht ergrautem Stoppelbart seinen 10-prozentigen Anteil an der Medienfabrik an Gruner + Jahr veräußern. Dies erfuhr MEEDIA aus Branchenkreisen. Angeblich sind die Gespräche hierüber bereits weit fortgeschritten. Verhandelt wird über eine Kaufsumme im hohen einstelligen Millionenbereich. Eine Sprecherin der Medienfabrik hält sich hierzu bedeckt: „Wir bitten um Verständnis, dass wir zu jeglichen Fragen zur Zusammenarbeit von G+J Corporate Editors und der Medienfabrik zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen machen“, so die Firmensprecherin.

Damit würde Postler die Gunst der Stunde nutzen, um sein Lebenswerk zu versilbern. Denn der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann hat zum 1. Januar die zur Konzerntochter Arvato gehörende Medienfabrik zum Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr geschoben, die mit G+J Corporate Editors selbst über eine umsatzstarke eigene CP-Sparte verfügt. Damit schafft Bertelsmann einen neuen CP-Giganten mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro – quasi als Reaktion auf die Agentur C3, die 2014 aus den beiden Branchengrößen Kircher Burkhardt und Burda Creative hervorgegangen ist.

Dass Postler seine Anteile an der Medienfabrik abgibt, kommt vor allem der Strategie von Thomas Rabe zupass. Der Bertelsmann-Chef hat bei Firmen im Gütersloher Medienreich gern das alleinige Sagen. Mit dem Ausstieg von Postler hätte Rabe zudem die Chance, alle CP-Aktivitäten von Bertelsmann gesellschaftsrechtlich unter einem Dach zusammenzuführen. Konzerninterne Kabbeleien um CP-Aufträge, die es angeblich seit Jahren gab, gehören dann der Vergangenheit an.

Zudem würde die Konzerntochter Gruner + Jahr von einem Zusammenschluss profitieren. Der Verlag könnte die Umsätze der Medienfabrik in seiner Bilanz mit konsolidieren. Das hieraus resultierende Umsatzwachstum kann das Zeitschriftenhaus gut gebrauchen. Denn in den vergangenen Jahren sind die Erlöse des Printhauses durch Restrukturierungen zurückgegangen. Daran dürfte sich auch 2015 nichts ändern. Ob und wo die vereinte CP-Sparte künftig als ein Unternehmen – möglicherweise unter einem neuen Kunstnamen – gesteuert wird, dazu könnte Rabe auf der Bilanzpressekonferenz des Gruner + Jahr-Mutterkonzerns Bertelsmann nächste Woche Dienstag Auskunft geben.

Egal ob organisatorisch oder gesellschaftsrechtlich als fusionierte Einheit – fraglich ist vor allem, wie die Geschäftsführung des CP-Konstrukts künftig aussieht. In Branchenkreisen geht man fest davon aus, dass dem Medienfabrik-Chef in dem neuen Gebilde ein Posten als Geschäftsführer sicher ist. Denn der Bertelsmann-Chef Rabe will auf jeden Fall vermeiden, dass wichtige CP-Kunden abspringen, zu denen Postler in den vergangenen Jahren einen engen Draht aufgebaut hat.

Viel spannender ist jedoch die Frage: Wird Postler alleiniger Chef des neuen Firmengebildes oder gibt es eine übergeordnete Doppelspitze mit Postler und stern-Geschäftsführer Soheil Dastyari? Hier kursieren seit Wochen diverse Spekulationen am Markt. Eine davon ist, dass sich Dastyari voll und ganz auf das CP-Geschäft konzentriert, um das lukrative Geschäftsfeld für Bertelsmann national und international deutlich auszuweiten. Würde Bertelsmann allerdings die neue CP-Einheit mit Dastyari und Postler als Doppelspitze besetzen, träfen zwei Machtmenschen aufeinander. Ob das auf Dauer gut ginge, ist fraglich.

Geklärt würden müsste bei dieser Lösung aber auch, welche Rolle Sandra Harzer-Kux (G+J-Corporate Editors) und Gero Hesse (Medienfabrik) in der Geschäftsführung des neuen CP-Unternehmens einnehmen. Offen ist dabei auch die Frage nach dem Firmensitz des CP-Unternehmens. Da Bertelsmann die Medienfabrik Gruner + Jahr zuschlägt, ist Hamburg als künftiger Standort sehr wahrscheinlich.


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